Privatärztliche Praxis für Osteopathie & Manuelle Medizin – Dr. med. Catharina Braun, Am Friedensplatz 9, 29303 Bergen

Kinesiotaping

Sicherlich haben Sie schon einmal Sportler mit bunten, aufgeklebten Bändern gesehen. Hierbei handelt es sich um eine Therapieform, die inzwischen schon seit mehr als zwei Jahrzehnten ihren Einzug im Sport und Leistungssport gehalten hat, aber auch in der Behandlung von nicht durch Sport bedingten Erkrankungen und Beschwerden erfolgreich angewendet wird.

Über das Tape werden Rezeptoren der Haut aktiviert, was sich wiederum über komplexe Nervenverschaltungen im Rückenmark positiv auf gestörte Muskelspannung und -aktivierung, gestörten Lymphabfluss und Mikrozirkulation sowie die Muskelsteuerung auswirkt. Zusätzlich kann eine Schmerzreduktion erreicht werden.

Gut zu wissen ...

Informationen rund um Kinesiotaping

Was versteht man unter Kinesiotaping?

Das Kinesiotaping wurde 1973 vom japanischen Chiropraktiker Dr. Kenzo Kase als Therapiemethode entwickelt. „Taping“ oder „Tape“ kommt vom englischen Wort „kleben“ oder auch „Band“. „Kinesio“ leitet sich vom griechischen Wort „kinesis“ für Bewegung ab.

Im Namen steckt auch schon ein Großteil der Idee, die sich hinter der Therapieform verbirgt: Während starre Klebebänder, Tapes, vorwiegend zum Stabilisieren und Ruhigstellen gedacht sind, soll und muss Kinesio-Tape Bewegung zulassen. Deshalb sind sie elastisch und dehnbar. Die Klebeschicht auf der Rückseite ist nicht durchgehend aufgetragen und sieht „wellenförmig“ aus.

Durch das aufgeklebte Tape werden die Haut und die darunterliegenden Strukturen ständig in Bewegung gebracht. Dadurch soll sich sich z.B. die Durchblutung verbessern. Zusätzlich werden vermutlich bestimmte Wahrnehmungsrezeptoren in der Haut angeregt, was über eine Art Reflex zu einer Verminderung von Schmerzen führt.

In der Wissenschaft wurde das Taping durch mehrere Studien erforscht, die aber nicht den Standards zur endgültigen Wirkungsbestätigung entsprechen. Insgesamt zeichnet sich aber trotzdem insbesondere ein positiver Effekt insbesondere auf die Schmerzwahrnehmung und Muskelfunktion ab.

Unabhängig davon zeigen sowohl die Erfahrungen von Therapeuten als auch von Patienten, dass das Kinesiotaping in vielen Bereichen zu einer Linderung von Beschwerden, Schmerzen und einer Verbesserung der Beweglichkeit führt.

Welche Krankheitsbilder und Beschwerden lassen sich mit Hilfe von Kinesiotaping behandeln?

Das Kinesiotaping als einzige Behandlungsmethode ersetzt normalerweise keine ärztliche oder physiotherapeutische Behandlung. Es kann ergänzend zu anderen Therapieformen, oder nach sorgfältigem Abwägen als einzige Therapiemethode, angelegt werden bei einer Vielzahl an Schmerzen und Beschwerden, z.B.:

  • Schwangerschaftsbeschwerden wie z.B. Rückenschmerzen
  • Menstruationsbeschwerden
  • Rückenschmerzen
  • Kopf- und Nackenschmerzen
  • Funktionelle Störungen und Schmerzen von Ellbogen-, Knie-, Schulter- und Hüftgelenk
  • Muskelverspannungen bei muskulärem Ungleichgewicht und Überlastung
  • Verbesserung der Rehabilitation nach Operationen und Sportverletzungen
  • gestörte Muskelaktivierung
  • Verringerung von Gewebeschwellungen (Ödemen), z.B. nach Operationen
  • Sportverletzungen
Wie wirkt Kinesiotaping?

Das Tape wirkt durch seine besonderen Eigenschaften: Es ist in Längsrichtung dehnbar und weist auf der Rückseite eine wellenförmige und nicht durchgehende Klebeschicht auf.  

Hierdurch wird die Haut unter dem Tape bei der Bewegung an manchen Stellen angehoben, an anderen nicht. Das Tape wirkt fast wie eine „Mini-Massage“. Bei schmerzhaften Muskelverspannungen finden sich in der darüberliegenden Haut immer Gewebeverquellungen durch Störung des Lymphabflusses und der Mikrozirkulation des Blutes. Die Muskulatur kann entweder eine vermehrte oder verminderte Spannung aufweisen.

Über das Tape werden Rezeptoren der Haut aktiviert, was sich wiederum über komplexe Nervenverschaltungen im Rückenmark positiv auf gestörte Muskelspannung und -aktivierung, gestörten Lymphabfluss und Mikrozirkulation sowie die Muskelsteuerung auswirkt. Zusätzlich kann eine Schmerzreduktion erreicht werden.

Kann ich das Tape auch selbst anlegen und warum sollte ich zu einem ausgebildeten Kinesiotape-Therapeuten gehen?

Inzwischen gibt es die bunten Tapes schon seit einigen Jahren im Supermarkt oder in Drogeriemärkten zu kaufen. Zahlreiche Ratgeber und Bücher mit Beispielen für das Anlegen der Tapes sind auf dem Markt, in denen Techniken für eine Selbstbehandlung zu finden sind.  

Da das Kinesiotaping eine schonende, unkomplizierte Möglichkeit zur Schmerzreduktion, vor allem bei rein muskulären Beschwerden z.B. bei Schulter-Nackenschmerzen darstellt, und kaum Nebenwirkungen hat, erfreut es sich großer Beliebtheit. Gehen die Beschwerden nicht weg, muss trotzdem im Zweifelsfall ein Arzt aufgesucht werden und man sollte sich nicht überschätzen.  

Warum also das Tape von einem Kinesiotape-Therapeuten mit medizinischer Vorausbildung anlegen lassen, wenn ich es selbst kleben kann und das Tape überall bekomme?

Zunächst einmal ist ein erfahrener Therapeut routinierter und weiß, wann er bei welcher Erkrankung welche Anlagetechnik anlegen muss. Er kennt auch die richtige Muskelspannung und Körperposition, damit das Tape optimal zur Wirkung kommen kann. Viele Beschwerden lassen sich nicht nur alleine mit Kinesiotape behandeln. Unter Umständen ist sogar eine ärztliche Behandlung notwendig und sinnvoll. Ein Therapeut mit medizinischer Vorausbildung ist dazu in der Lage, Sie zu untersuchen und im Zweifelsfall an einen Arzt zu verweisen.

Handelt es sich um eine Sportverletzung oder bleiben die Beschwerden trotz Taping bestehen, kann eine kombinierte Therapie aus Krankengymnastik und Kinesiotape helfen. Andere physiotherapeutische oder auch manualmedizinische Verfahren können ebenso ergänzt werden.

Ein ganzheitliches Therapiekonzept, das Kinesiotaping durch einen erfahrenen Behandler integriert, ist also durchaus sehr sinnvoll!

Welche Ausbildung ist für die Anwendung von Kinesiotape notwendig?

Grundsätzlich keine. Die Ausbildung für medizinisch vorgebildete Therapeuten ist sehr uneinheitlich. Viele Institute und Akademien bieten Kurse an, in denen die verschiedenen Techniken erlernt werden. Häufig gibt es einzelne Kurse zu Schwerpunktthemen, z.B. Kinesiotaping bei Schwangerschaft oder bei Kindern.

Welche Techniken werden verwendet?

Es gibt im Wesentlichen 4 verschiedene Techniken. Muskelanlagen können angelegt werden, um Muskeln mit erhöhter Ruhespannung zu entspannen und Muskeln mit erniedrigter Ruhespannung zu aktivieren.

Bei Ligamentanlagen wird das Tape maximal gedehnt aufgeklebt. Die Technik wird z.B. bei Schmerz- und Triggerpunkten angewandt, aber auch an Gelenken zur Verstärkung und Führung.

Korrekturanlagen sollen verklebte Faszien wieder besser verschieblich machen. Lymphtapes können durch ihre besondere Anlagetechnik den Lymphabfluss verbessern und damit die Schwellung in einem Gewebe reduzieren.

Wie läuft eine Behandlung ab und was muss beim Tragen des Tapes beachtet werden?

Damit das Tape gut hält, ist es wichtig, dass die zu behandelnde Körperstelle nicht vorher eingecremt wurde. Fettenden Körperlotionen führen dazu, dass sich das Kinesiotape sehr früh wieder ablöst.

Ist die Körperstelle behaart, ist das für die Anlage zunächst nicht schlimm. Sind sehr viele Haare vorhanden, kann es auch hier dazu führen, dass das Tape nicht gut hält.

Für die eigentliche Behandlung wird der Muskel oder das Gelenk in eine bestimmte Position gebracht und das Tape mit einer bestimmten Vordehnung aufgetragen.

Nach dem Auftragen sollte für 2-3 Stunden auf Sport bzw. Tätigkeiten mit starkem Schwitzen verzichtet werden, damit der Kleber gut auf der Haut haftet. Schwimmen und duschen ist problemlos möglich. Das Tape sollte mit einem Handtuch abgetupft werden.

Welche Risiken oder Nebenwirkungen bestehen für mich bei der Behandlung?

Das Tape darf nicht auf entzündete, verletzte oder gereizte Hautpartien aufgetragen werden. Liegt eine Allergie gegen Pflaster vor, ist vom Taping am besten abzusehen. Es können allergische Reaktionen oder Juckreiz auftreten, in diesem Fall ist das Tape sofort vorsichtig zu entfernen. Grundsätzlich sollte man das Tape entfernen, wenn es sich unangenehm anfühlt.

Beim Abziehen des Kinesiotapes ist darauf zu achten, an empfindlichen Stellen wie Hals und Ellenbeuge besonders vorsichtig zu sein.

Weitere Nebenwirkungen sind nicht bekannt.

Wie oft muss die Behandlung bei mir durchgeführt werden?

Kinesiotape kann bis zu 6 Tage auf der Haut belassen werden, wenn es sich bis dahin nicht von selbst ablöst und gut vertragen wird. Grundsätzlich kann das Tape so lange nacheinander benutzt werden, wie es der Haut nicht schadet. Es kann zum Beispiel bei gutem Erfolg einmal pro Woche angelegt werden. Wenn es nicht den gewünschten Effekt bringt, sollte auch keine erneute Anlage erfolgen. Im Zweifelsfall signalisieren Sie als Patient, ob Ihnen das Tape guttut und ob Sie sich damit wohlfühlen.   

Wie kann ich als Patient die Heilung unterstützen?

Bewegung wirkt Wunder! Es kann Ihnen sehr helfen, wenn Sie regelmäßig ein Übungsprogramm zum Dehnen oder zur Aktivierung bzw. Lockerung bestimmter Muskelgruppen durchführen. Sie können dadurch erneute Schmerzen verhindern und Ihre neu gewonnene Beweglichkeit erhalten. Eine Übungsanleitung können Sie im Anschluss an die Behandlung bekommen. Es kann auch notwendig sein, Ihren Arbeitsplatz umzugestalten oder einseitigen Haltungen zu vermeiden.

Hinweis nach Heilmittelwerbegesetz

Aufgrund der Bestimmungen des Heilmittelwerbegesetztes (HWG) muss folgender Hinweis gegeben werden:
Die aufgeführte Behandlungsmethode, die dargestellten Beschwerdebilder und Erkrankungen werden in der Wissenschaft in ihrer Bedeutung und Tragweite nicht einheitlich beurteilt. Die Therapie mit Kinesiotaping wird in der Wissenschaft ebenso nicht einheitlich gesehen. Auch liegen diesbezüglich noch keine randomisierten, placebokontrollierten Doppelblindstudien vor, wie es die höchstrichterliche Rechtssprechung bei gesundheitlichen Wirkaussagen in Deutschland fordert.