Was ist Manuelle Medizin?
Die Manuelle Medizin befasst sich vor allem mit Funktionsstörungen am Haltungs- und Bewegungsapparat. Der Begriff Manuelle Medizin leitet sich vom lateinischen Wort „Manus“ (die Hand) ab. Ein anderer Begriff dafür ist die Chirotherapie.
Ergänzend zur rein schulmedizinischen, „klassischen“ ärztlichen Untersuchung und Behandlung nutzen manualmedizinisch ausgebildete Ärzte ihre Hände, um schmerzhafte Muskel-, Gewebeverspannungen und bewegungsgestörte Gelenke zu ertasten. Mit bestimmten Handgrifftechniken können die erhobenen Befunde und Störungen direkt behandelt werden.
Das Ziel der Behandlung ist, die Funktion und Beweglichkeit des Körpers zu verbessern und zu harmonisieren. Schmerzen werden reduziert. Neben der reinen Behandlung bekommt auch das ausführliche ärztliche Gespräch seinen Raum. Zur Behandlungsstrategie der Manuellen Medizin gehört auch eine Beratung und Empfehlung zu verschiedenen Bewegungs- bzw. Sportprogrammen oder gymnastischen Übungen. Somit ist die manuelle Medizin viel mehr als reines „Handwerk“, sondern ein ganzheitlicher therapeutischer Ansatz.
Gut zu wissen ...
Informationen rund um die Manuelle Medizin
Die Bezeichnung „Manuelle Medizin/ Chirotherapie“ ist dem ärztlichen Beruf vorenthalten. Jeder Facharzt mit einer durch eine Landesärztekammer erteilten Zusatzbezeichnung in Manueller Medizin verfügt neben dem Medizinstudium über eine mehrjährige medizinische fachärztliche Ausbildung und einer mindestens 320-stündigen speziellen Fortbildung. Der spezialisierte Facharzt besitzt nicht nur die Kenntnisse und Fertigkeiten in der Manuellen Medizin, sondern auch ein umfassendes und breit aufgestelltes theoretisches und praktisches schulmedizinisches Wissen.
In der Manuellen Medizin gibt es ein breites Spektrum von unterschiedlichen Erkrankungen und Schmerzzuständen, die behandelt werden können. Sowohl plötzlich auftretende Schmerzen als auch lange bestehende Schmerzen, z.B. durch Gelenkverschleiß (Arthrose), können gut behandelt und positiv beeinflusst werden.
- Rückenschmerzen
- Kopf- und Nackenschmerzen
- Funktionelle Störungen und Schmerzen von Ellbogen-, Knie-, Schulter- und Hüftgelenk
- Muskelverspannungen bei muskulärem Ungleichgewicht und Überlastung
- Verbesserung der Rehabilitation nach Operationen und Sportverletzungen
- Schmerzzustände im Gesicht
- Tinnitus und Ohrenschmerzen
- Schwindel und Gleichgewichtsstörungen
- Engegefühl im Hals
- Sprachstörungen
- Störungen der Kiefergelenke
- neuro-muskuläre und sensomotorische Entwicklungsstörungen bei Kindern
- Aufmerksamkeitsstörungen
- Schmerzen bei muskulären Ungleichgewichten während des Wachstums
- Begleitende Behandlung bei chronischen Schmerzen jeglicher Art z.B. Kopfschmerz, Schmerzen der Wirbelsäule, Muskelschmerzen, Nervenschmerzen
Man geht inzwischen davon aus, dass eine manualmedizinische Lösung beispielsweise einer Gelenkblockierung durch die unterschiedlichen Techniken nicht nur die gestörte Funktion wiederherstellt, sondern auch krankhafte bzw. fehlgeleitete Schutzmechanismen der Gelenke unterbricht. Eine krankhafte Schmerzwahrnehmung des Körpers kann gestoppt oder zumindest zum Positiven hin verändert werden. Damit kann der Körper wieder in seine natürlichen Bewegungsabläufe zurückfinden. Schmerzen werden so reduziert oder können in vielen Fällen auch ganz verschwinden.
Bei der Manipulation wird durch eine rasche kurze Bewegung ein gezielter Impuls auf das Gewebe erzeugt, der Verspannungen der Muskulatur am Gelenk zur Auflösung bringt und damit Schmerzen reduziert. Es wird häufig ein „Knacken“ ausgelöst, dass durch die Entspannung des Gelenkes entsteht – ähnlich wie das „Ploppen“ beim Öffnen eines Marmeladenglases. Bei der Manipulation sind Risiken und Kontraindikation zu beachten. Diese manipulative Technik ist an der Wirbelsäule ausschließlich besonders ausgebildeten Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Zusätzlich gibt es passive Techniken, die den Bewegungsumfang von Gelenken durch weiche, atraumatische, rhythmisch-federnde Bewegungen erweitern. Schonende schmerzfrei Dehnungen mit der Hand in Längs- und Querrichtung entlasten verspannte Muskeln und Sehnen. Andere Techniken der Manuellen Medizin verbessern den Lymphabfluss und die Gleitfähigkeit der Bindegewebehüllen der Muskeln, den sogenannten Faszien. Inzwischen sind viele ostheopatische Techniken in die Manuelle Medizin integriert worden.
Nach einem ausführlichen Erstgespräch und einer Untersuchung wird eine Diagnose gestellt. Sie werden ausführlich nicht nur zu den aktuellen Beschwerden, sondern auch zu Vorerkrankungen, Medikamenteneinnahme, Unfällen und Verletzungen befragt. Stellt der Arzt eine ernsthafte Erkrankung fest, muss diese in der Regel zunächst klassisch schulmedizinisch untersucht und behandelt werden. Zusätzlich dient das ärztliche Gespräch dazu, auch Ihre persönliche Situation zu verstehen. Sorgen, Ängste und Nöte im beruflichen und familiären Umfeld, aber auch psychische Erkrankungen lassen Schmerzen am Bewegungsapparat entstehen oder verhindern eine langfristige Besserung. Auch ungünstige Haltungen oder Bewegungsabläufe am Arbeitsplatz aber auch Über- und Fehlbelastungen beim Sport werden im ärztlichen Gespräch erfasst.
Vor der Behandlung dient ein Aufklärungsgespräch dazu, Ihre möglichen individuellen Risiken bei der Behandlung zu besprechen und offene Fragen zu klären.
Bei der Behandlung selbst werden Sie je nach Technik in einer bestimmten Position gelagert. Nur so ist die schmerzfreie, atraumatische Behandlung von Ihnen möglich.
Je nach Beschwerdebild wird mit Ihnen ein umfassender Therapieplan entwickelt, in den andere Fachärzte, Psychotherapeuten oder Physiotherapeuten mit einbezogen werden können. Ohne Ihre Mitarbeit kann ein langfristiger Erfolg häufig nicht gelingen!
Viele Patienten sind besorgt, dass besonders die Manipulation, bei der häufig ein Knacken ausgelöst wird, eine Verletzung hervorrufen kann. Die Verletzung der Schlagader der Halswirbelsäule ist eine der extrem seltenen Risiken bei Handgriffen mit Impulstechnik, die durch die vorherige Risikoabwägung und exakt ausgeführte Technik von erfahrenen ärztlichen Behandlern nahezu ausgeschlossen werden kann. Grobe Handgriffe, die empfindliche Gewebe schädigen könnten, gehören in der Ausbildung manualmedizinisch tätiger Ärzte schon lange der Vergangenheit an. Um Komplikationen bzw. Verletzungen wichtiger Strukturen zu vermeiden, wird der Handgriff gerade vor einer Manipulation zuerst „getestet“.
Die Anzahl der Behandlungen hängt zunächst von Ihrem Erkrankungsbild ab. So kann ein plötzlich einsetzender Rückenschmerz ohne Hinweis auf eine ernsthafte Erkrankung schon während der Behandlung deutlich gebessert werden und am anderen Tag ganz verschwunden sein. Es kann aber auch eine Folgebehandlung innerhalb der nächsten Tage notwendig und sinnvoll sein.
Haben Sie schon seit Jahren Schmerzen oder eine chronische Erkrankung, wie z.B. eine Arthrose, ist es oft notwendig, mehrere Behandlungen durchzuführen. Die Abstände sind jedoch deutlich größer und können 2-4 Wochen betragen. Sie müssen Ihrem Körper die Zeit geben, um sich wieder anzupassen. Hat sich nach 3-4 Behandlungen für Sie keine Besserung oder Änderung ergeben muss die Therapie überdacht werden. Möglicherweise liegt dann eine andere Ursache der Schmerzen zugrunde, die durch die Manuelle Medizin nicht behandelbar ist.
Bewegung wirkt Wunder! Es kann Ihnen sehr helfen, wenn Sie regelmäßig ein Übungsprogramm zum Dehnen oder zur Aktivierung bzw. Lockerung bestimmter Muskelgruppen durchführen. Sie können dadurch erneute Schmerzen verhindern und Ihre neu gewonnene Beweglichkeit erhalten. Eine Übungsanleitung können Sie im Anschluss an die Behandlung bekommen. Es kann auch notwendig sein, Ihren Arbeitsplatz umzugestalten oder einseitigen Haltungen zu vermeiden.
Aufgrund der Bestimmungen des Heilmittelwerbegesetztes (HWG) muss folgender Hinweis gegeben werden:
Die aufgeführte Behandlungsmethode, die dargestellten Beschwerdebilder und Erkrankungen werden in der Wissenschaft in ihrer Bedeutung und Tragweite nicht einheitlich beurteilt. Die Therapie der Manuellen Medizin wird in der Wissenschaft ebenso nicht einheitlich gesehen. Auch liegen diesbezüglich noch keine randomisierten, placebokontrollierten Doppelblindstudien vor, wie es die höchstrichterliche Rechtssprechung bei gesundheitlichen Wirkaussagen in Deutschland fordert.